DEXA-BEAM
Anfang September 2004 stand dann fest, dass ich im Rahmen der Studie eine autologe Stammzellentransplantation, also eine mit meinem eigenen Zellmaterial durchführen würde. Nach Abschluss der 8 Zyklen CHOP bin ich dann in die grosse Stadt Braunschweig zwecks Vorstellung bei Prof. Dr. Wöhrmann gefahren. Auch mit ihm hatte (nach dienstgradmässiger Wartezeit) ein gutes Gespräch. So bin ich dann am 12. Januar 2005 ins Klinikum Braunschweig eingezogen. Inge und Rosi (alphabetische Reihenfolge) bekamen den Wohnungsschlüssel und ich Telefon ans Bett.
Liebe Leute: das war wirklich so, "Ihre Majestät" und ich haben uns eine halbe Stunde unterhalten, wir haben den Ablauf durchgesprochen, er hat ein Bett dafür klargemacht (das konnte ich denn doch nicht) und das war es.
Also mal kurz erklärt das wieso, weshalb warum von DEXA-Beam: Es ist bei meiner Erkrankung eben so, dass die Stammzellen selbst absolut in Ordnung sind. Nur eines der Teilungsprodukte ist schlecht. Die sollen kaputt gemacht werden. Um das hinzubekommen muss die gesamte Blutbildung, durch Ganzkörperbestrahlung und Chemotherapie, erst einmal umgebracht werden.
Hört sich krass an ehh? Ist auch krass.
Damit die Produktion des Blutes wieder aufgenommen werden kann ist es notwendig vorher Stammzellen einzusammeln. Das wird mit einer Hochdosis-Chemotherapie, eben dieses DEXA-BEAM, erreicht. Normalerweise werden recht wenige Stammzellen neu gemacht, die bleiben im Knochenmark und tun dort Blut bilden. Durch die Chemo sackt die Blutbildung ab, wird aber im Anschluß derartig stimuliert, dass Stammzellen ins normal im Körper seinen Dienst verrichtende Blut geschwemmt werden. Und diese Zellen werden dann abgesammelt. Die Medizinmänner nennen das Apherese.Den Terminplan mit Medikation findet ihr
hier.
Ich wurde einen Tag nach der Aufnahme gleich in eines der Isolierzimmer gelegt, und dann ging das eben los. Frau Dr. Wirp (Nachfolgerin von Dr. Haessner) fand, dass ich den Behandlungsplan gut selber führen könne, Die Psychologin (auf Station und selber transplantiert) schaute vorbei, und ich verbrachte eine ganze Menge Zeit damit zwischen den Hauptereignissen des Tages (Essen) Besuch zu empfangen, zu telefonieren..... Täglich wurde (s. Bild) natürlich Blut geschaut (die einzige planmässige Gelegenheit Prof. Wöhrmann zu treffen ist morgens um 7.30 Uhr am Labor). Die jeweilige Leukozytenzahl ist das spannende an der Angelegenheit und das Maß der Dinge. Ich habe die Werte mal da hingeschrieben, obwohl nach Aussage der "hauptamtlichen" der Verlauf bei mir alles andere als "normal" war. Wat soll ich sagen: das bin halt auch ich.
Dann kam aber doch der Tag, an dem Kopf und Bauch nicht mehr zusammen gearbeitet haben:
Am Donnerstag, den 27.1. war die magische Grenze von kleiner 1000 Leukos unterschritten, und wie das bei mir nun mal ist am Freitag (mein Geburtstag) wieder drüber. Im Plan stand aber nun: bei Wiederanstieg über 1000 wird gesammelt. Es war aber ja nun Wochenende.... Unruhe kam, und weiss der Himmel warum: die Gelassenheit war weg. Samstag gegen Mittag kamen dann die Stammzellen (Knochenschmerzen durch das Ausschwemmen der Stammzellen ins Blut). Am Sonntag morgen hatte ich mich dann soweit hochgeschaukelt, dass ich einen Blutdruck von 130/90 (sonst so 90/70 wenn üerhaupt) hatte. Ich war einfach stinkig: Die Stammzellen waren da, und niemand der sie sammelte. Was, wenn die am Montag nicht mehr da waren. Der Blutdruck stieg wieder etwas. Und dann kam meine theatralische Einlage: Das Blutbild wies keine Thrombozyten mehr nach, und ich sollte abends noch den Halskatheder für die Stammzellensammelei am Montag bekommen. Das ist eine kleine Operation, und da sind dann eben für alle Fälle ein paar Blutplättchen ganz gut. Ich sollte also einen Beutel Thrombos bekommen.
Ein junger Arzt (Dr.) betrat das Zimmer und verkündete mir Griesgram mit hohem Blutdruck freudestrahlend: "ich lege ihnen jetzt eine Nadel, geben sie mir doch mal bitte den Arm. Axel: sie legen mir keine Nadel, dass das mal klar ist.... Dr: aber sie müssen doch jetzt die Thrombozyten bekommen, dazu muss ich doch... Axel: Sie werden mir keine Nadel legen, dass das klar ist! Dr. schaut Axel komisch an Axel: ich habe einen Port, wissen sie das nicht? Dr: ohh, das ist was anderes, das wusste ich nicht. Axel (laut und deutlich): wer weiss hier überhaupt was, wenn ihr was wissen wollt, fragt mich!
Danach kam die OP, am Montag dann eine suuuuupergute Stammzellensammlung: in 3 Stunden waren 2 Beutel voll, wurden gleich tiefgefroren. Alles wunderprächtig. 2 Tage später ging es nach Hause. Die technischen Dinge beim Stammzellensammeln lasst euch am besten von den Fachleuten genau erklären. Nur kurz: bei mir ist das im laufenden Betrieb aus der Halsschlagader in eine Zentrifuge, wieder rein in den Hals gelaufen. War nicht schlimm.